Theater 2025 - Königlich Bayerisches Amtsgericht

Aus dem Donaukurier vom 19.03.2025

Noch nie sind alle Vorstellungen der Dietfurter Sieben-Täler-Bühne schon vor der Premiere ausverkauft gewesen. Doch die Inszenierung der bekannten Gerichtsserie von Georg Lohmeier – sie wurde von 1968 bis 1972 im ZDF ausgestrahlt – sorgte schon im Vorfeld für großen Andrang auf die Karten.

Deshalb haben sich die Regisseurin Charlotte Meier-Röll und ihre Theaterspieler überlegt, noch einen Zusatztermin anzubieten.

Drei Gerichtsverhandlungen unter dem Vorsitz von Amtsgerichtsrat August Stierhammer, der von Stefan Röll verkörpert wurde, kamen zur Aufführung. Unterstützt wurde er vom Wachtmeister Blasi, den Phillipp Flierl spielte. Auf der Anklagebank saß immer der stadtbekannte Nachtwächter Vitus Dengl (Lukas Röll), von allen nur „Veitl“ genannt.

Erinnerungen werden wach an Fernsehserie im ZDF

Begrüßt wurden die Zuschauer von Michael Rakos, der in den Verhandlungen den Staatsanwalt Dr. Schlitz spielte.

Wachtmeister Blasi rief vor allem bei den älteren Besuchern die Worte in Erinnerung, die in der Fernsehserie seinerzeit immer Gustl Bayerhammer gesprochen hat: „Es war eine liebe Zeit, die gute alte Zeit von anno 1914. In Bayern gleich gar. Damals hat noch Seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert; die Zeit, als das Bier noch dunkel war und die Menschen typisch waren, die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger.“

Und in dieser Zeit spielten auch die Verhandlungen, geführt vom gutherzigen Richter, „der noch nie jemanden zum Schafott verurteilt hat“, wie es heißt. Natürlich wird damit die Vergangenheit idealisiert. Der 2015 gestorbene Autor Georg Lohmeier soll ein Anhänger der Monarchie gewesen sein.

Mit seiner strengen, aber auch gütigen Verhandlungsführung versuchte der Herr Amtsgerichtsrat Licht in die Gegebenheiten zu bringen. Dabei ging es mitunter hoch her, wenn sich Kläger und Angeklagte die Schuld in die Schuhe schoben.


In der ersten Verhandlung, „Der Rosstäuscher“ wird Schlitzohr Veitl der Kuppelei bezichtigt. Dies sei weitaus schlimmer als Körperverletzung oder Ehebruch, behauptet jedenfalls der unnachgiebige Staatsanwalt Dr. Schlitz. Doch Hintergrund der Kuppelei ist der Tausch zweier Pferde, die vor die Kutschen der Großbauern Nikolaus Nialinger (Martin Flierl) und Josef Freimel (Jonas Röll) gespannt sind, während sich die beiden im Wirtshaus einen Mordsrausch ansaufen. Die Pferde finden natürlich allein auf ihren Hof – und die Bauern übernachten im jeweils fremden Bett. Die Ehefrauen Margarethe Nialinger (Charlotte Meier-Röll) und Anna Freimel (Cornelia Handfest) haben rein gar nichts bemerkt. Weil man die Pferde nicht verklagen kann, wird der Veitl angeklagt; er habe wissentlich die Pferde vertauscht und sei daher der Kuppelei schuldig. Aufgeklärt wird die Angelegenheit schließlich durch den Ökonomierat und Wirt Josef Fäustl (Daniel Eberl).

In der zweiten Verhandlung wird ein zwielichtiger Fall von übler Nachrede verhandelt. Auch hier soll der Veitl seine Hände im Spiel haben, weshalb er wieder auf der Anklagebank landet. Das Interesse der drei verheirateten Frauen ist dieses Mal besonders groß, denn es geht um anonyme Liebesbriefe, die sie erhalten haben. Käthe Glöckl (Fiona Böhm), Anni Schexmeier (Irina Rakos) und Julia Praxenthaler (Birgit Kuffer) spielten ihre Rollen souverän und authentisch.

Bei der dritten Verhandlung geht es um eine Entführung. Den zwei Angeklagten Michael Schexmeier (Jonas Röll) und Mathias Praxenthaler (Martin Flierl) wird vorgeworfen, ihren Freund, den Viehhändler Korbinian Held (Robert Huber), im volltrunkenen Zustand per Express in einer Sausteige auf den Viehmarkt nach München geschickt zu haben. Laut Amtsgerichtsrat ist das Freiheitsberaubung, Misshandlung und Beleidigung. Angezeigt hat den Fall die hysterische Ehefrau Magret Held, gespielt von Evi Flierl. Mit auf der Anklagebank sitzt auch in diesem Fall der Veitl, der als Strippenzieher fungiert haben soll. Ob die beiden geladenen Zeugen, Käthe Glöckl (Bedienung beim Postbräu), die von Fiona Böhm verkörpert wurde, Licht ins Dunkel der Verhandlung bringen konnte oder der Bahnhofsvorstand Johann Beierl (Simon Graf), soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Charaktere perfekt dargestellt

Perfekt dargestellt haben die Schauspieler die verschiedenen Charaktere: das Schlitzohr Veitl, der knochentrockene Staatsanwalt, der überakkurate Gerichtsschreiber (Martin Kirschner), der sein Theaterdebüt gab, ein gehorsamer, aber leicht beschränkter Gerichtsdiener, kernige Bauerntypen, zänkische und leidenschaftliche Frauen, ein Wirt, der immer Bescheid weiß, weil er an der Quelle sitzt und ein etwas gutmütiger Richter, der die ausufernden Verhandlungen im Griff zu behalten versucht.

Auch kulinarisch blieben keine Wünsche offen. Zum Schluss gab es einen langen Applaus für die Leistung der Darsteller und die Regie. Als Souffleuse fungierte Silvia Huber. Für sein Theaterdebüt erhielt Martin Kirschner einen Theaterkrug. Stefan Röll erhielt für 20 Jahre auf der Bühne ebenfalls einen Krug.